Nachruf Erich Sinai
 

Erich Sinai mit Regisseur Stefan Ruzowitzky

Eine der wichtigsten Stützen des Komitees zur Erhaltung des jüdischen Friedhofes hat diese Welt verlassen: Erich Sinai, Gründungs- und Vorstandsmitglied des Komitees. ist am 14. August 2012 im 95. Lebensjahr verstorben.

Geboren wurde er 1917 im 21. Wiener Gemeindebezirk. Er lernte das Handwerk der Schneiderei und widmete sich von Jugend an dem Sport und dem jüdischen Verein Hakoah. Als Handballer spielte er sogar in der 1. Wiener Liga. Ab 1933 musste er nach dem Tod seines Vaters seine Mutter und seine beiden Schwestern erhalten. Mit dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland verlor Erich Siani seine Existenzgrundlage in Wien. Auf abenteuerliche Weise gelangte er nach Riga, Lettland, wo er Beschäftigung in einer Schneiderei fand. Als Deutscher, wie es in seinem Pass stand, wurde er aber von den Russen verhaftet und zu Zwangsarbeit verurteilt. Drei Monate dauerte die Reise im Viehwaggon nach Novosibirsk, wo er ein Jahr in Lagerhaft war. Es folgte eine weitere Deportation in ein Arbeitslager in Kasachstan. 1947 kehrte Erich Sinai nach Wien zurück. Und er erzählte die Geschichte der Heimkehr immer wieder: "Während man den Soldaten einen großen Bahnhof bereitete, wurden wir Juden etwas außerhalb auf einem Nebengleis abgefertigt, so dass uns nur ja niemand sieht." 100 Schilling hat er damals von der österreichischen Regierung bekommen, die nach zwei Jahren wieder zurückgezahlt werden mussten.

Die Lebensfreude hat Erich Sinai aber niemals verloren: Er erwarb die Firma seines Onkels, wurde ein erfolgreicher Geschäftsmann und widmete sich sofort wieder dem Sport. Bei der Hakoah wurde Siani wieder als Handballer aktiv und lernte auf der vereinseigenen Hütte am Semmering sein Frau Kitty, geb. Löwy, kennen. Von 1958 bis 1987 war er Präsident der Hakoah. Bei den European Maccabi Games 2011 in Wien war Erich Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier am Wiener Rathausplatz. "Er ging zwar langsam, aber stets aufrecht", würdigte Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg bei der Verabschiedung am Wiener Zentralfriedhof das bewegende Leben von Erich Sinai.

Erich Sinai hat aus eigener Kraft den jüdischen Friedhof in Floridsdorf, auf dem viele seiner Familienmitglieder beerdigt sind, saniert. Bei der Gründung des Klosterneuburger Komitees war er ein wichtiges Bindeglied zur Israelitischen Kultusgemeinde und zur Chewra Kaddisha. Er unterstützte uns von Anfang an mit viel Fachwissen in unseren Bemühungen um die sanfte Renovierung des Friedhofes in der Holzgasse. Bis zuletzt nahm er regen Anteil an den Arbeitsfortschritten am Friedhof.

Sein Engagement, sein ruiges Wesen, sein Witz, seine lachenden Augen werden uns fehlen! In unserer Erinnerung wird Erich stets seinen Platz haben.

Toda Raba, Erich!


 

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